Wie sah es früher in Rastatt aus? Welche wichtigen Ereignisse markieren Wendepunkte in Rastatts Geschichte? Antworten auf diese und andere Fragen erhalten Besucher des Stadtmuseums bei einem Rundgang durch die Dauerausstellung zur Stadtgeschichte. Chronologisch gegliedert wird die Historie der Barockstadt von 1700 bis zur Gegenwart präsentiert. Schwerpunkte liegen auf der Barockzeit, auf dem Bau der Bundesfestung Rastatt und auf der Entfestigung Ende des 19. Jahrhunderts. Stadtgeschichtlich herausragende Ereignisse sind u.a. der Rastatter Frieden (1714), der Rastatter Kongress (1797-1799), die Badische Revolution von 1848/49 und die Rastatter Prozesse (1946-1954).
Rastatts Geschichte im Überblick
Von der Bronzezeit bis ins 16. Jahrhundert
Die Besiedlung der Gemarkung Rastatt reicht bis in die Bronzezeit zurück. Der verkehrsgünstig an einem bedeutenden Flussübergang gelegene Ort Rasteten wurde erstmals Ende des 11. Jahrhunderts erwähnt. König Ruprecht verlieh dem Ort 1404 Marktrechte. Der Markt entwickelte sich zu einem bevorzugten Handelsplatz für Elsässer Wein. Daher führt die Stadt Rastatt die Weinleiter im Wappen. Der Pfälzische Erbfolgekrieg 1689 zerstörte den Marktflecken vollkommen. Es folgte der Wiederaufbau der Stadt als neue Residenz und Modellstadt des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden.
Barocke Stadtgründung
Leicht erhöht liegt die imposante Anlage des Residenzschlosses Rastatt über der Stadt. Hoch oben auf dem Dach leuchtet die goldene Figur des Jupiters, im Volksmund der „Goldene Mann“ genannt. Sie symbolisiert den Erbauer des Schlosses: Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, der von 1677 bis 1707 regierte. Rastatt ist von 1705 bis 1771 Residenz der Markgrafschaft Baden-Baden. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden hatte im Jahr 1700 entschieden, statt seines schon begonnenen Jagdschlosses eine moderne barocke Residenz in Rastatt zu bauen. Das Schloss ist eines der frühesten deutschen Beispiele für die Nachahmung des Baustils von Versailles, bei dem sich der Landesvater in der Architektur verewigte. Seine militärischen Verdienste stellte der Markgraf ebenfalls im Schloss zur Schau – als kaiserlicher Feldherr war er im Großen Türkenkrieg erfolgreich gewesen und hatte so den Beinamen „Türkenlouis“ erhalten. 1705 zog die Familie in einen Seitenflügel des Schlosses ein – doch der Markgraf konnte seine neue Residenz kaum genießen. Ludwig Wilhelm starb im Januar 1707. Nun herrschte seine Ehefrau Sibylla Augusta über das Land – 20 Jahre lang als Regentin anstelle des noch unmündigen Sohnes Ludwig Georg. Sibylla Augusta vollendete die Inneneinrichtung des Schlosses und ergänzte die Residenz durch weitere Bauten. Ihr wenige Kilometer entfernt gelegenes Lustschloss Favorite zeugt bis heute von ihrem außergewöhnlichen Kunstgeschmack. Beide Schlösser wurden im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört und sind noch im Original erhalten.
1714: Der Rastatter Frieden
Rastatt war 1714 der Schauplatz, an dem europäische Geschichte geschrieben wurde. Hier wurde mit dem Rastatter Frieden der spanische Erbfolgekrieg beendet, in den alle europäischen Großmächte seit 1701 involviert waren. Das Schloss bot die Bühne für die viermonatigen Friedensverhandlungen, die im Rastatter Frieden mündeten.
Die Linie Baden-Baden stirbt aus: Die Markgrafschaft fällt an Baden-Durlach
Das letzte Jahrzehnt der katholischen Markgrafschaft kennzeichnen zahlreiche Initiativen, die die Glaubensfreiheit der Untertanen sichern sollten: die Gründung eines Frauenklosters für die katholische Mädchenbildung, die Fertigstellung der katholischen Stadtpfarrei St. Alexander, die reichen Schenkungen des Fürstenhauses an die neue Stadtpfarrei und die Seligsprechung Markgraf Bernhards. Als die Baden-Badener Linie 1771 ausstirbt, fällt die Markgrafschaft an das protestantische Baden-Durlach. Rastatt verliert die Residenzprivilegien.
Der Rastatter Kongress 1797-1799 und der wirtschaftliche Aufschwung
Die neue Landesregierung unter Markgraf Karl Friedrich ergriff verschiedene Initiativen zur Förderung der Rastatter Wirtschaft. Hierzu zählen die Ausrichtung des Rastatter Kongresses im ehemaligen Residenzschloss ebenso wie die Gründung einer Wagenfabrik. Das Hofgericht und später die Mittelrheinkreisregierung werden in Rastatt ansässig. Die Stadt entwickelt sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem wohlhabenden Behördenzentrum. Bürgerportraits und Alltagsgegenstände geben Zeugnisse dieser neuen Bürgerkultur.
1842 wird die Bundesfestung in Rastatt gebaut
Ein Einschnitt in die Stadtentwicklung markierte der Baubeginn der Bundesfestung 1842. Das Stadtbild und auch das Leben in der Stadt veränderten sich grundlegend. Die Behörden zogen weg, die wirtschaftliche Entwicklung war fortan sehr eingeschränkt und stark vom Militär abhängig. Die Bundesfestung selbst befand sich tatsächlich nur ein einziges Mal im Belagerungszustand. 1849 diente sie dem Revolutionsheer als letzte Rückzugsmöglichkeit.
Die Badische Revolution
Rastatt wurde im Jahr 1849 zentraler Schauplatz des revolutionären Geschehens, das sich von Anfang Mai bis Juli in Baden und der Pfalz ereignete. Vom 1. bis 23. Juli waren über 5.500 Mann der Revolutionsarmee in der Festung eingeschlossen, die schließlich vor den preußischen Belagerern kapitulierten. Die Bundesfestung Rastatt wurde zum besonderen Symbol der badischen Revolution. Für die Preußen war es die Stätte des Triumphs, für die badischen Demokraten der Ort der Niederschlagung.
Ab 1890 fallen die Festungswälle
Ein entscheidender Einschnitt für Stadtentwicklung und wirtschaftliche Entwicklung Rastatts bedeutete die Entfestigung Rastatts. 1890 fielen die Festungswälle, und Rastatt wurde wieder eine offene Stadt. Neue Industrien siedelten sich in Rastatt an und brachten der Stadt Wohlstand. Auch der Neubau der Rastatter Synagoge fiel in diese Zeit. Der Erste Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise stoppten den Aufschwung jäh. Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und Armut prägten das Leben der Grenzstadt in den kommenden Jahrzehnten.
Rastatt im 20. Jahrhundert
Der Erste Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise wirkten in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts nach. Im Dritten Reich wurde Rastatt wieder Garnisonsstadt und entging seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nur knapp. Die Rastatter Prozesse waren etwa 20 große Strafverfahren mit zusammen mehr als 2.000 Angeklagten, die zwischen 1946 und 1954 in der französischen Besatzungszone gegen Verantwortliche des Deutschen Reichs zur Zeit des Nationalsozialismus im Rastatter Schloss durchgeführt wurden. Nach dem Krieg zogen französische Soldaten in die Kasernen ein und prägten das Leben in der Stadt bis zu ihrem Abzug in den 90er Jahren des 20. Jahrhundert. Mit der Eröffnung eines Werkes der Daimler AG wurde Rastatt 1997 ein bedeutender Standort der Automobilindustrie. Heute ist die Große Kreisstadt Rastatt Sitz des Landkreises Rastatt und ein lebendiges Mittelzentrum.
Öffnungszeiten
- Do, Fr, Sa: 12 bis 17 Uhr
- So u. Feiertage: 11 bis 17 Uhr
- Gruppenführungen nach Vereinbarung
Eintrittspreise
Erwachsene 4 Euro, ermäßigt 2 Euro
Eintritt frei am 1. Freitag im Monat
Führungen: 45 Euro (Mo-Fr), 55 Euro (Wochenende/Feiertage)
Freier Eintritt mit dem Museums-Pass-Musées
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Newsletter des Stadtmuseums Rastatt: September 2024 (292 KB)