Die Badische Revolution
Am 23. Juli 1849 geht für über 5.500 Revolutionäre in der belagerten Festung Rastatt der Traum von einer demokratischen Ordnung in Deutschland zu Ende. Die preußischen Gegner tragen den Sieg davon. So endet der dritte und letzte badische Aufstand im Kugelhagel. Allein 19 Revolutionäre wurden in Rastatt erschossen, viele weitere starben in Haft – oft bei ihren Fluchtversuchen.
Rastatt steht trotzdem oder gerade deswegen für die Kämpfe um die Realisierung einer freiheitlichen Reichsverfassung. Die Frauen und Männer, die 1848/49 bei der Verwirklichung ihrer Ideale noch gescheitert sind, fanden eine späte Rehabilitation in der Weimarer Verfassung und schließlich im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland vom 23. Mai 1949.
Doch was genau ist in Rastatt und Baden im Sommer von 1849 passiert?
Als Erstes muss man sich die „Festung Rastatt“ viel größer vorstellen als den Schlossbereich. Die Festung umfasste den gesamten Stadtbereich.
- 9. und 10. Mai 1849: Soldaten und revolutionäre Bürger verbrüdern sich. Mit dabei sind viele berühmte Rastatter wie Franz Comlossi und Bürgermeister Ludwig Sallinger. Die Revolution in Rastatt beginnt.
- Mai 1849: In Offenburg wird bei einer Volksversammlung ein 16-Punkte-Programm für die neue politische Ordnung beschlossen. Am gleichen Abend verkündigt der Revolutionär Amand Goegg diese Beschlüsse vom Balkon des Rastatter Rathauses.
- und 14. Mai 1849: Großherzog Leopold – der damalige Herrscher von Baden – flieht aus Angst vor der Revolution aus Karlsruhe.
- Mai 1849: Die verbrüderten Soldaten und Bürgerwehr werden in Rastatt auf die neue Reichsverfassung vereidigt. Die Revolutionäre übernehmen die Regierung in Karlsruhe.
- 25. Juni 1849: Karlsruhe wird von den Preußen besetzt, die Revolutionäre fliehen nach Freiburg und Rastatt.
- 29. und 30. Juni 1849: Entlang der Murg wird schwer gekämpft, Rastatt wird belagert.
- 7. Juli 1849: Erste nächtliche Beschießung von Rastatt.
- 11. und 12. Juli 1849: Rastatt ist der letzte revolutionäre Stützpunkt in Baden.
- 23. Juli 1849: Nach drei Wochen kapitulieren die Revolutionäre in Rastatt. Die Badische Revolution ist gescheitert.
Die 13 Forderungen
Obwohl die Revolution scheiterte, legten die Revolutionäre damals mit ihrem Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit den Keim für unsere Demokratie heute.
Die Revolutionäre richteten sich gegen die Fürstenherrschaft. Sie wollten eine badische Republik. Das Volk sollte herrschen, nicht die Großherzöge. 13 Forderungen haben die Bürger ein Jahr vor der Revolution in Offenburg aufgestellt. 13 Forderungen, die auch für unser Leben heute besonders wichtig sind. Deshalb begleiten diese 13 Forderungen den Revolutionspfad.
Doch was haben die Revolutionäre genau verlangt?
"Wir verlangen...
- Das Ende der Karlsbader, Frankfurter und Wiener Beschlüsse!
- Pressefreiheit!
- Gewissens- und Lehrfreiheit!
- Beeidigung des Militärs auf die Verfassung!
- Persönliche Freiheit!
- Vertretung des Volkes beim Deutschen Bunde!
- Eine volkstümliche Wehrverfassung!
- Eine gerechte Besteuerung!
- Bildung für Alle!
- Einen Ausgleich des Missverhältnisses zwischen Arbeit und Kapital!
- Geschworenengerichte!
- Eine volkstümliche Staatsverwaltung!
- Eine Abschaffung aller Vorrechte!“
Quelle: Artikel 1 bis 13 der Offenburger „Forderungen des Volkes“ im Originalwortlaut aus dem Flugblatt von 1847.