"Für die Freiheit!“: Neue Sonderausstellung zur Badischen Revolution im Stadtmuseum
Der Kampfruf der Revolutionäre in Rastatt vor 175 Jahren ist der Titel der neuen Sonderausstellung im Stadtmuseum Rastatt, die ab Sonntag, 12. Mai 2024, ihre Pforten öffnet und sich mit Rastatt und der Badischen Revolution 1848/49 beschäftigt:
"Für die Freiheit!“ ist dann das ganze Jubiläumsjahr hindurch, bis 12. Januar 2025, zu sehen. Die Stadt Rastatt erinnert 2024 mit vielen Veranstaltungen an diese wichtigen historischen Ereignisse. Die Sonderausstellung "Für die Freiheit! Rastatt und die Revolution 1848/49" ist Teil davon.
Besondere Leihgaben
Gerade an einem Ort wie Rastatt – einem der Hauptschauplätze der Revolution – soll die Erinnerung an den badischen Freiheitskampf und an das Ringen um Freiheit, Demokratie und Mitbestimmung lebendig bleiben. Denn die Themen sind heute so aktuell wie damals. Kuratiert wurde die Ausstellung von der Leiterin des Hauses, Johanna Kätzel, sowie von Linda Pitnerová, die wissenschaftlich unterstützte und sich um die Leihgaben kümmerte. Und die können sich sehen lassen: Ein Duellpistolenset des bei den Revolutionären verhassten österreichischen Staatskanzlers Fürst von Metternich beispielsweise – verliehen vom RothenburgMuseum in Rothenburg ob der Tauber. Das Rosgarten Museum aus Konstanz stellte ein Totentäfelchen des aus Konstanz stammenden und in Rastatt standrechtlich erschossenen Revolutionärs Josef Günthard zur Verfügung. Eine umgeschmiedete „Kriegssense“, wie sie während der badischen Erhebungen genutzt wurde, kommt aus dem Stadtmuseum Bad Dürkheim. Auch die kuriosen Förmchen für Marizipan-Gebäck mit dem Konterfei der Revolutionäre Hecker und Struve – frühe Fanartikel sozusagen – wurden aus Bad Dürkheim ausgeliehen. Die meisten Exponate stammen jedoch naturgemäß aus dem Fundus des Stadtmuseums selbst und aus den Beständen des Stadtarchivs.
Annäherung an ein komplexes Thema
Die Sonderausstellung nähert sich dem komplexen Thema der Badischen Revolution in mehreren Räumen an. Das gesamte Erdgeschoss und ein Teil des Untergeschosses des Museums wurden dafür genutzt. Ein Überblicksraum soll Besuchern den Zugang zu dem komplexen Thema und vor allem zur Vorgeschichte vor den Ereignissen in Baden und speziell in Rastatt erleichtern. Es folgen weitere Räume zur Rolle der Frauen während der Revolution etwa, revolutionären Ideen in Rastatt – hier ist z.B. Fahne des Gesangsvereins Liederkranz Apollonia Rastatt aus dem Jahr 1845 ausgestellt. Anhand zahlreicher, teils recht origineller Objekte und Dokumente wird nacherzählt, wie es von den ersten liberalen Strömungen in Baden und in Rastatt zum radikalen Kampf um Mitbestimmung und Grundrechte und am Ende zur Unterdrückung demokratischer Forderungen kam.
Mitmach-Projekte machen Schau besonders
Besonders stolz sind die Ausstellungsmacher auf die Partizipationsprojekte, die gezeigt werden. Denn um es nicht bei einem rein historischen Blick auf die Ereignisse zu belassen, sondern einen aktuellen Bezug zur Gegenwart herzustellen, kommen Gruppen, Initiativen und einzelne Bürger aus Rastatt und der Region in der Ausstellung zu Wort, in Zusammenarbeit mit dem städtischen Kundenbereich Integration und Gemeinwesenarbeit.
An einer Medienstation sind bewegende Interviews von vier in Rastatt lebenden bzw. wirkenden Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichsten Biografien zu sehen, die zum Gespräch eingeladen wurden. Die daraus entstandenen Kurzfilme eröffnen ganz individuelle Sichtweisen auf Themen wie Grundrechte und Freiheit.
Junge Mitglieder der Jugenddelegation Rastatt und der Online-Jugendzeitung RAVOLUTION machten sich Gedanken, inwiefern historische Ereignisse noch im Gedächtnis sind und welche Lehren man daraus ziehen kann. Sie haben einen partizipativen „Wunschbrunnen“ konzipiert, bei dem Ausstellungsbesucherinnen und -besucher Kärtchen ausfüllen und z.B. die Grundrechte angeben können, die ihnen am wichtigsten sind.
Die Frauen der Malgruppe der Gemeinwesenarbeit Rheinau-Nord, „ContuRA“ haben sich malerisch mit dem Erbe der Revolution von 1848/49 und ihrem Stadtteil auseinandergesetzt. Viele der dortigen Straßen tragen Namen von Revolutionärinnen und Revolutionären. Ihre farbenfrohen Bilder werden ebenfalls in der Ausstellung gezeigt.
Die Initiativen „Hope in Darkness“ und „Facilitating Inclusive Development in Afghanistan“ realisierten das Teilprojekt “Exposing the life without Basic Rights in Afghanistan”. An einer Medienstation sind Bilder und Geschichten von Frauen in Afghanistan zu sehen. Sie erzählen von ihren enormen Herausforderungen und schmerzlichen Erfahrungen in einem Regime der Unterdrückung und Ungerechtigkeit, aber auch über ihre Hoffnungen.
Publikation und Begleitprogramm
Begleitend zur Ausstellung hat Stadtarchivar Oliver Fieg einen Aufsatzband zusammengestellt. Die reich bebilderte Publikation ist in der Reihe „Beiträge zur Stadtgeschichte“ erschienen und ermöglicht es, sich kompakt zum Thema Badische Revolution zu informieren. Die Broschüre kostet 9,90 Euro und ist im Stadtmuseum erhältlich.
Ein attraktives Veranstaltungsprogramm vermittelt und ergänzt die Inhalte der Ausstellung. Neben Kuratorenführungen gibt es auch museumspädagogische Angebote mit Führungen und Workshops für Kinder und Familien. Gleich am Eröffnungstag am 12. Mai können in einem offenen Workshop ab 14 Uhr Revolutionsplakate gestaltet werden. Am 20. Juli bietet das Stadtmuseum als Beitrag zum Stadtfest mehrere szenische Kurzführungen an, bei denen Schauspieler in die Rolle von historischen Persönlichkeiten schlüpfen und Besuchern ihre unterschiedlichen politischen Haltungen vermitteln. Abgerundet wird das Programm durch vier hochkarätige Vorträge. Unter anderem konnte die österreichische Historikerin und Buchautorin Alexandra Bleyer als Referentin gewonnen werden, die am 17. Oktober über die „Erfolgsgeschichte einer gescheiterten Revolution“ sprechen wird. Auf Anfrage sind auch individuelle Gruppenführungen und museumspädagogische Formate buchbar. Mehr Infos unter https://www.rastatt.de/stadtmuseum
Eintritt und Öffnungszeiten
Der Eintritt kostet 4 Euro, ermäßigt 2 Euro, am 1. Freitag im Monat ist der Eintritt frei. Das Stadtmuseum Rastatt ist geöffnet von Donnerstag bis Samstag, von 12 bis 17 Uhr, sowie sonn- und feiertags, von 11 bis 17 Uhr.
175 Jahre Badische Revolution in Rastatt
Rastatt war vor 175 Jahren einer der Hauptschauplätze der Badischen Revolution. Einzigartig im Verlauf der Revolutionsgeschehnisse: Im Mai 1849 schlossen sich Soldaten mit aufständischen Bürgern zusammen, um sich gemeinsam für eine freiheitliche Verfassung einzusetzen. Mit der Belagerung der Bundesfestung durch preußische Truppen kam es im Juli 1849 in Rastatt zum dramatischen „Showdown“ und zur Niederschlagung der Revolution. Die Stadt Rastatt feiert 2024 das Jubiläum mit einem ganzen Reigen an Veranstaltungen (s. https://www.rastatt.de/kultur-und-freizeit/badische-revolution/programm-badische-revolution